§. 79. Frankreich.
221
aus Rechtlichkeit dem Könige von England einige von des-
sen früheren französischen Besitzungen zurückgab. Er stellte
Ruhe und Ordnung im Reiche her, verbesserte das Gerichts-
wesen und ordnete den Zustand der Kirche. (Von seinem
Kreuzzuge und Tod vor Tunis s. §. 73.)
Sein Enkel Philipp Iv August, der Schöne,
machte durch seine Herrschsucht und Gewaltthätigkeit das
Königthum fast unumschränkt. Derselbe war es auch, der
den sonst so gewaltigen Papst Bonifaz Viii so demüthi-
gend behandelte, daß dieser in Folge widriger Erfahrungen
in eine hitzige Krankheit verfiel und starb; — der dann den
Nachfolger desselben, Clemens V, nöthigte, 1305 den
päpstlichen Stuhl von Rom nach Avignon zu versetzen
und auf lange Zeit dem, die Kirche herabwürdigenden fran-
zösischen Einflüsse hinzugeben, — und der endlich auch den
Tempelherrenorden, dessen Schätze und Güter seine
Habsucht reizten, auf eine grausame Weise verfolgte und
1312 dessen gewaltsame Aufhebung betrieb.
Nach dem Aussterben des capetingischen Mannsstammes
kamen
1328 die Könige aus dem Hause Vulois (einer Seiten-
linie des capetingischen) auf den Thron. Der erste dersel-
den, Philipp Iv, verlor gegen Eduard Iii von England
1346 die Schlacht bei Crecy und mußte Calais ab-
treten, erwarb aber durch Schenkung die Grafschaft Dau-
phine von dem letzten Besitzer derselben, seit welcher Zeit
dann die Kronprinzen von Frankreich stets den Titel Dau-
phin führten.
Sein Sohn Johann mußte in den fortgesetzten Kriegen
mit England (besonders mit dem schwarzen Prinzen,
Eduard's Iii Sohne) noch mehrere andere Besitzungen an
England abtreten; seinem eigenen Sohne, Philipp dem
Kühnen, verlieh er 1363 das erledigte Burgund, das
dieser dann durch Erwerbungen in den Niederlanden er-
weiterte.
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Iv Philipp August Bonifaz Clemens_V Philipp_Iv Philipp Eduard_Iii_von_England Eduard Johann Johann Philipp_dem
Kühnen Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Tunis Rom Avignon Crecy Frankreich England England Burgund Niederlanden
$. 102. Die Schwäche des deutschen Reichs. Ü05
Besonders brachte das ehrgeizige Streben des sächsischen
Kurhauses nach der polnischen Krone dem Reiche nur Scha-
den , wie sich das schon im nordischen Kriege gezeigt hatte
und bald darauf noch deutlicher zeigen sollte. — Nachdem
Kaiser Karl Vi in demselben Jahre, da der nordische
Krieg beendigt wurde, in einem Frieden mit den Türken
(die den Krieg wieder erneuert hatten, aber vom Prinz
Eugen bei Peter Wardein und bei Belgrad be-
siegt worden waren) in den Besitz von Bosnien, Ser-
bien und eines Theiles von Croatien und der Walla-
chei gekommen war, und gleich darauf (bei Gelegenheit
einer durch Spanien veranlaßten Friedensstörung) in einem
Vertrage Sizilien für Sardinien von dem Herzoge von
Savoyen eingetauscht hatte, — so veranlaßte nach einem
13jährigen europäischen Frieden der Tod Augusts Ii von
Polen
1733 —1733 den polnischen Grbsolgekrieg.
Der von den Polen gewählte Stanislaus Lescinsky
wurde nämlich von den Russen vertrieben und August Iii
von Sachsen eingesetzt. Weil nun der Kaiser seine Ein-
willigung dazu gegeben hatte, so kündigte Frankreich in
Verbindung mit Spanien und Sardinien dem Kaiser den
Krieg an und besetzte Lothringen und die kaiserlichen Länder
in Italien. Da sah sich der Kaiser wegen schlechter Ver-
fassung des Heeres und der Finanzen genöthigt, im Frieden
nicht nur Lothringen als Lehen an Stanislaus
Lescinsky und nach dessen Tode als Eigenthum an
das begehrliche Frankreich zu überlassen, son-
dern auch sogar Neapel und Sizilien an die spa-
nischen Bourbonen abzutreten und sich mit Par-
ma und Pia een za zu begnügen.
Für diese großen Opfer erhielt er bloß die Anerkennung
der pragmatischen Sanetion d. h. des'hausgesetzes,
daß in Ermangelung eines männlichen Erben die gesammte
österreichische Erbschaft ungetheilt auf die weibliche Linie
übergehen solle. Karls Versuch, sich für jene Verluste in
20
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Eugen Eugen Peter_Wardein Augusts Stanislaus_Lescinsky August Stanislaus
Lescinsky Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Bosnien Spanien Sizilien Sardinien Polen Polen Sachsen Frankreich Spanien Sardinien Lothringen Italien Lothringen Frankreich Neapel Sizilien
§. 103. Preußens Emporkommen.
307
höchst thätiger und sparsamer, dabei deutsch und christlich-
gesinnter Regent, durch feste Einrichtungen im Verwaltungs-
wesen, durch Verstärkung des Heeres und durch Beförde-
rung des Landbaus seine Staaten in eine solche Ordnung,
daß er außer den erhöhten jährlichen Einkünften einen
Schatz von neun Millionen Thaler und eine wohlgehaltene
Armee von 83,000 Mann hinterließ.
Mit diesen Mitteln gedachte sein Sohn Friedrich tl
(geb. 1712) seinen Staat auf eine noch höhere Stufe zu
erheben. Kaum hatte daher Maria Theresia (Gemahlin
des Herzogs Franz Stephan von Toscana) vermöge der
pragmatischen Sanction die österreichische Erbschaft angetre-
ten, als Friedrich Ansprüche auf vier schlesische Fürsten-
thümer hervorsnchte, und, weil Maria Theresia jene nicht
anerkannte,
1740 — 1742 den e r st e n s ch l e si s ch e n Krieg begann, der
durch Friedrichs Sieg über die Österreicher hierauf
1741 — 1748 den österreichischen Erbfolgekrieg veran-
laßte, indem nun Kurfürst Karl Albrecht von Bayern
wegen Verwandtschaft mit dem österreichischen Kaiserhause
auf den ganzen österreichischen Staat, Philipp V von
Spanien aber auf die Lombardei Anspruch machte, und
Frankreich, Preußen und Sachsen sich mit Bayern
verbündeten.
Karl Albrecht besetzte sogleich Österreich, ließ sich in
Prag huldigen und 1741 als Karl Vii zum deutschen
Kaiser in Frankfurt krönen. Unterdessen aber befreite
Maria Theresia mit Hülfe der Ungarn ihr Österreich
wieder, eroberte Bayern, und machte mit Friedrich, dem
sie Schlesien überließ, und mit Sachsen Frieden;
worauf dann die österreichischen Heere den Kaiser zur Flucht
aus Bayern nöthigten, und die Franzosen aus Böhmen
hinaus- und mit Hülfe der Engländer über den Rhein zu-
rücktrieben.
Diese raschen Fortschritte aber bewogen Friedrich in
Verbindung mit dem Kaiser und mit Frankreich zum zwei-
20*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Franz_Stephan_von_Toscana Franz Friedrich_Ansprüche Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrichs Karl_Albrecht_von_Bayern Karl Albrecht Philipp_V_von
Spanien Philipp Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Vii Karl Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Frankreich Sachsen Prag Frankfurt Ungarn Sachsen Bayern Rhein Frankreich
274 tz. 94. Die Republik der vereinigten Niederlande.
gungen noch strenger fort. Zwar rückte nun Wilhelm von
Oranten selbst mit einem Heere ein, mußte aber, durch
Mangel genöthigt, das Land bald wieder verlassen, das
jetzt Alba durch Erbauung von Festungswerken in verschie-
denen Städten zu schützen suchte.
Weil nun aber Philipp, auf Alba's Rath, gegen die
Landesrechte eine unerhört starke Abgabe verlangte, und den
Handel mit England verbot, so unterstützten die dadurch
beeinträchtigten niederländischen Kaufleute den Prinzen von
Oranien zu neuen Kriegsrüstungen, und bald war, durch
den Hinzutritt der wilden Wassergeußen (Ausgewan-
derter, die vom Seeraube lebten), ein Theil der nördlichen
Provinzen im Aufstand, und ein gräuelvoller Krieg begann
(1570), in welchem Sieger wie Besiegte gleichmäßig dem
Lande schadeten.
Obgleich Alba dem Aufstande mit dem äußersten Nach-
drucke begegnete, so fand es doch Philipp gerathen, ihn
abzurufen und die Verwaltung der Niederlande einem ge-
mäßigteren Manne zu übertragen. Dennoch dauerte mit
abwechselndem Glücke der Krieg fort, aus dessen Verlaufe
hier nur die Belagerung der Stadt Leyden durch
die Spanier, und ihre glückliche Entsetzung durch eine
Flotte der Geußen, sowie die Erhebung Oraniens zum
Statthalter von Holland und Seeland und die
Entwerfung des Dordrechter Glaubensbekennt-
nisses (1574), endlich'die entsetzliche Plünderung
Antwerpens durch die Spanier 1576 hervorgehoben
werden kann.
In Folge dieses letztem Ereignisses schloßen jetzt, alle
Verschiedenheiten in den Ansichten bei Seite setzend, die
bis dahin dem König treugebliebenen Provinzen mit den
abgefallenen den Frieden zu Gent (1576), zu dessen
Aufrechthaltung die niederländischen Generalstaaten den so-
genannten ewigen Vertrag eingiengen, welchen Alba's
zweiter Nachfolger Juan von Austria, Philipps Halb-
bruder, (derselbe, der kurz vorher die Übermacht der Tür-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Philipp Philipp Philipp Philipp Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande England Niederlande Holland Seeland
§. 94. Die Republik der vereinigten Niederlande. 275,
ken zur See bei Lepanto gebrochen hatte) bestätigte. Da
er aber den Vertrag verletzte, um die spanische Herrschaft
wenigstens in einem Landestheile wieder völlig herzustellen,
was ihm auch gelang, so entstund ein neuer Aufstand; und
als der neue spanische Statthalter Alexander von Par-
ma, Margarethens Sohn, den Niederländern zwar ihre
alten Rechte einräumen, aber in allen Provinzen die katho-
lische Kirche wieder Herstellen wollte: so schloßen die sieben
nördlichen reformirten Provinzen auf Betrieb
Wilhelms von Oranien die Utrechter Union, wogegen
sich die südlichen katholischen Provinzen den gewandten Un-
terhandlungen und glücklichen Waffen des spanischen Statt-
halters meistens fügten, unter Bedingungen jedoch, die ih-
nen eine größere Selbstständigkeit gewährten, als sie zuvor
hatten.
Hierauf sagten sich
1381 die vereinigten Generalstaaten von der spani-
schen Regierung los und stellten den von Philipp in
die Acht erklärten Wilhelm von Oranien, — und als
dieser bald darauf, in Folge dieser Ächtung, von einem der
auf ihn lauernden Mörder in seinem Palaste zu Delft
meuchlings erschossen wurde, dessen jungen und
raschen Sohn Moritz an die Spitze ihrer Republik. Zwar
war die neue Republik durch Parma's Kriegsglück eine Zeit
lang sehr bedrängt. Als aber nach Parma's Eroberung
von Antwerpen 1585 (dessen Belagerung durch die
Ausdauer beiver Theile sehr denkwürdig ist) England den
Niederländern Beistand leistete, und Philipp im Kriege
gegen England seine unüberwindliche Flotte (s. §. 93)
verlor und aus Mangel an Geldmitteln kaum die südlichen
Niederlande behaupten konnte: so eroberte Moritz die ver-
lornen Theile der Union wieder, und Spanien war, eilf
Jahre nach Tode Philipps, genöthigt, 1609 mit der Re-
publik der vereinigten Niederlande einen
zwölfjährigen Waffenstillstand zu schließen
und die Niederlande als freien Staat anzuerkennen.
18*
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Extrahierte Personennamen: Lepanto Alexander_von_Par- Alexander Margarethens Wilhelms Philipp Philipp Wilhelm Moritz Philipp Philipp Moritz Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Antwerpen England England Niederlande Spanien Niederlande Niederlande
284
§. 96. Der dreißigjährige Krieg.
kam, so schloßen sich Frankreich und Papst Urban Viii
eng an einander an, und ersteres besetzte, nachdem es durch
die Eroberung von Rochelle die Hugenotten über-
wältigt hatte, ohne Vorwissen Österreichs den erledigten Her-
zogsthron von Mantua. Zwar gewann der Kaiser in Italien
die Oberhand und dachte schon auch Frankreich anzugreifen,
da wandte sich das katholische Frankreich an die einzige noch
ungeschwächte protestantische Macht, an Schweden,
dessen König Gustav Adolf (si 8« 95) so eben glänzende
Siege in Polen erfochten hatte, und reizte ihn, um Öster-
reichs Machtvergrößerung zu verhindern, durch einen geheimen
Vertrag zu einem Krieg gegen den Kaiser in Deutschland selbst.
Schon dachte der Kaiser den Protestanten einige Nach-
sicht zu erweisen und sich mit Schweden zu verständigen,
als die deutschen Kurfürsten, unter dem Vorgänge Maxi-
milians von Bayern, auf dem Reichstage 1630 in den
Kaiser drangen, sowohl in Italien den Frieden herzustcllen
als auch den Wallenstein vom Oberbefehl zu ent-
fernen, weil ihnen derselbe wegen seiner unerhörten Län-
derbedrückungen und kecken Anmaßungen gegen die Fürsten
mit Recht gefährlich erschien.
Und so sah sich der Kaiser genöthigt, nicht nur seine schon
gewonnene Stellung in Italien aufzugeben, sondern auch den
Mann zu entlassen, der allein im Stande war, das in Deutsch-
land Gewonnene zu behaupten
6. Der schwedich-deutsche Krieg; Frankreichs offene
Einmischung.
§. 97. Eben als Wallenstein vom Oberbefehl abgetreten war,
landete, nicht weniger vom eifrigen Wunsche für die Ret-
tung seiner Glaubensgenossen, als von politischen Rücksichten
getrieben, der fromme und heldenmüthige Schwedenkönig
Gustav Adolf am 24. Juni 1630 unvermuthet mit
15,000 Schweden an der pommerschen Küste und forderte
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Extrahierte Personennamen: Urban Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mantua Italien Frankreich Frankreich Schweden Polen Deutschland Bayern Italien Italien Frankreichs
326 §. 109. Die französischen Revolutionskriege.
Stand und warf in den Jahren 1795 und 1796 durch seinen
Erzherzogkarl jedesmal zwei in Süddeutschland ein-
dringende französische Heere über den Rhein zurück.
Die Freiheitskriege Nordamerikas und Frankreichs hatten
auch in Polen Anklang gefunden. Sein Versuch, sich dem
drückenden russischen Einflüsse durch eine neue Verfassung, die
es sich 1791 gab, zu entziehen, und das in Polen sich ver-
breitende Jakobinerwesen hatten 1793 Preußen und Rußland
die Veranlassung zur zw eiten Theilung Polens ge-
geben. Die Erbitterung darüber, so wie die fortwährende
Besetzung Warschaus durch die Russen, brachte schon im
folgenden Jahre die Polen unter Kosziusko zum
allgemeinen Aufstand; aber Preußens, Rußlands
und Österreichs Heere dämpften ihn bald, und nach der Be-
siegung und Gefangenschaft des heldenmüthigen Kosziusko,
der Erstürmung Praga's und der Kapitulation Warschaus
erfolgte
1793 die dritte und letzte Theilung Polens und mit
ihr der Verlust seiner politischen Selbststän-
digkeit.— An dem so tapfern Volke der Polen ist übrigens
zu sehen, wie die beständige, oft bis zur Anarchie gehende
Verwirrung der Negierungsgewalten, die wechselseitige An-
feindung der Parteien, die Unterdrückung des Bürger - und
Bauernstandes, die Vernachlässigung alles Rechts, aller
Wissenschaft, aller Kunst, aller Industrie, verbunden mit dem
steten Trieb, die Nachbarn zu beunruhigen, sich mit dem
vollkommenen Sturz des Staates rächt.—
Während die Franzosen in Deutschland gegen Österreich
nichts ausrichteten, führte 1796 in Italien der französische
Obergeneral Napoleon Bonaparte (geb. 1768 zu
Ajaccio aufcorsica) die Franzosen von Sieg zu Sieg. Sar-
dinien, Neapel und der Papst mußten mit schweren
Opfern den Frieden erkaufen, die alte Republik Venedig
sich vernichten lassen und Österreich
1797 im Frieden zu Campoformio Belgien und die Lom-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_Bonaparte Napoleon
$. 98. T>it. Revolution in England.
291
des Prozesses mit Festigkeit und Würde benahm, den 30.
Januar 1649 enthauptet.
Hierauf wurde
1649 England in eine Republik umgewandelt, deren Leiter
Cromwell war. Nachdem derselbe die Schotten, die den
Sohn des enthaupteten Königs als König unter dem Namen
Karl Ii aufnahmen, mehrfach besiegt hatte, machte er einen
Versuch, die Republik wieder in eine Monarchie umzuwan-
deln. Weil er aber deßhalb Widerstand bei dem Parla-
mente fand, so trieb er dieses (lange oder Rumpf-) Parla-
ment auseinander, und schuf ein neues Parlament aus lauter
religiösen Schwärmern Als ihm aber eine Partei desselben
zu kühn wurde, schaffte er es wieder ab und ließ sich 1653
zum Protee tor der Republik von Großbri-
tanien ernennen, strafte die Widerstrebenden mit Kerker
und Hinrichtung und übte bei allen republikanischen Formen,
mit denen er sich umgab, doch mehr als königliche Ge-
walt aus.
Daher bildeten sich bald Verschwörungen gegen ihn,
und als er auch den Königstitel haben wollte, wurde selbst
sein Heer, mit dessen Hülfe allein er sich bisher behauptet
hatte, schwierig. Er gab nun zwar diesen Gedanken auf,
lebte aber, vom bösen Gewissen gefoltert, in beständiger
Angst und Furcht vor Mordanschlägen, zuletzt fast schlaflos,
bis er an einem Fieber 1658 starb. (Sein mit königlichem
Gepränge beigesetzter Leichnam wurde drei Jahre darauf,
nach eingetretener Wendung der Dinge, unter dem Galgen
begraben.)
Um England hat er das Verdienst, daß er durch die
sogenannte Navigationsacte, welche andern Nationen
andere als ihre eigenen Erzeugnisse in England einzuführen
verbot, den englischen Händel außerordentlich hob, und in
einem Kriege mit Spanien die Insel Jamaika für Eng-
land erwarb.
Sein Sohn Richard Cromwell, der nach ihm
19*
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Extrahierte Personennamen: Cromwell Karl_Ii Karl Richard_Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: England England England England Spanien Jamaika
325
§. Ho. Napoleons Weltherrschaft.
Diesem Frieden folgte auch bald der Friede mit Neapel,
Portugal und Rußland und gegen die Räumung Ägyptens
der Friede mit der Pforte, so wie sogar mit England, —
das aber einige Zeit darauf den Krieg wieder begann.
4. Napoleon-s Weltherrschaft.
. §. 110. Jwtt Kraft und Klugheit regierend stellte Bonaparte
als erster Cónsul durch ein Concordat mit dem Papste
Pius Vii 1801 die römischeklrche Ln Frankreich
wieder her, ließ sich zum Präsidenten der italiänischen
(vorher cisalpinischen) Republik ernennen, und sich zu-
letzt (nach der Unterdrückung eines Versuchs der Wiederher-
stellung der bourbonischen Herrschaft)
1804 unter dem Namen Napoleon zum erblichen
Kaiser der Franzosen erklären und vom gedachten
Papste salben. — Der Verwandlung der französischen Re-
publik in ein Kaiserthum folgte im nächsten Jahre darauf
die Verwandlung der italiänischen Republik in das König-
reich Italien und die Vereinigung der ligurischen Repu-
blik mit Frankreich. Da der Papst sich nicht zum Werkzeug
des kaiserlichen Willens hatte hergeben wollen, ließ ihn
Napoleon von Nom nach Frankreich abführen, wo Pius
allmählig den Bestürmungen nachgab und zuletzt (im Con-
cordare von 1813) einwilligte, sich dem französischen Reiche
zu unterwerfen.
Gegen diese Ausdehnung Frankreichs stiftete England
1803 die dritte C o a l i t i o n. Aber Napoleon, mit Bayern,
Baden und Württemberg verbündet, drang rasch in Deutsch-
land ein und nöthigte durch die Besetzung Wiens und
durch die S ch-l a ch t b e i A u st e r l i tz Österreich zum Frieden
und zur Abtretung bedeutender Ländertheile, so wie zur An-
erkennung der von Bayern und Württemberg angenommenen
Königswürde.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Neapel Portugal England Frankreich Italien Frankreich Frankreich Frankreichs England Baden Württemberg Deutsch- Wiens Bayern Württemberg
§. 99. Frankreichs Übergewicht.
293
3♦ Frankreichs Übergewicht oder das Zeitalter
Ludwigs Xiv.
K. 99. Seit dem westphälischen Frieden trat Deutschland gegen
Frankreich zurück, das sich durch seine selbstsüchtige und
hinterlistige Politik das Übergewicht über die andern Staa-
ten Europa's zu verschaffen wußte. Den Grund zu diesem
Übergewichte hatte schon Cardinal Richelieu, der von
Ludwig Xiii, nach dem Sturze seiner Günstlinge (s. §. 92
a. E.), seit 1624 an die Spitze der französischen Regierung
berufen worden war, durch die hervorragende Kraft seines
Geistes und Willens gelegt, mit der er nach Innen die
königliche Macht und Regierungsgewalt gegen die trotzigen
Großen, so wie gegen die fast einen Staat im Staate bil-
denden Hugenotten (ohne jedoch ihren Glauben anzutaften)
herstellte, nach Außen aber durch meist glückliche Kriege und
Unterhandlungen auf die Schwächung Spaniens und Öster-
reichs hinarbeitete. (S. §. 96 u. 97.)
Rach seinem Tode setzte Cardinal Muzarin, der
während Ludwigs Xiv Minderjährigkeit die Zügel der
Regierung führte, Richelieu's Werk, ohngeachtet heftiger
innerer Kämpfe gegen die Fronde (eine unzufriedene
Volkspartei, geführt von übermüthigen Großen) mit großer
Gewandtheit und Schlauheit fort, indem er dem französi-
schen Reiche durch den westphälischen Frieden die Erwer-
bungen am Rhein verschaffte, und den langen Krieg mit
Spanien (während dessen Portugal 1640 sich wieder von
Spanien befreite und an das Haus B r a g a n z a kam)
1659 durch den pyrenäischen Frieden beendigte, in
welchem Spanien alle seine Besitzungen in Südfrankreich,
so wie einen Theil der Niederlande abtreten mußte.
Nach Mazarins Tode begann die selbstständige, auf Un-
umschränktheit der königlichen Macht gerichtete Negierung
Ludwigs Xiv, der durch seine Glanz- und Genußliebe,
wie durch seine Ruhm- und Herrschsucht äußerst nachtheilig
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Cardinal_Richelieu Ludwig_Xiii Ludwig Cardinal_Muzarin Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreichs Deutschland Frankreich Spaniens Rhein Spanien Spanien Haus_B_r_a Spanien Südfrankreich Niederlande Ludwigs_Xiv